Candlesticks kombinieren eine übersichtliche Darstellung mit der Wiedergabe möglichst vieler Informationen über den Handelsverlauf. Für Handelsentscheidungen sind vor allem Umkehrformationen relevant: Ihr Auftreten kann Signale von Indikatoren bestätigen.
Die meisten Anleger beziehen ihre Forex-Kursversorgung direkt von ihrem Broker oder Market Maker. Deshalb ist vor dem Einsatz von Candlesticks etwas Detailarbeit gefragt. Einige Broker legen ihren Charts Geldkurse, andere Briefkurse zugrunde. Auch Mittelwerte sind üblich. In der Regel ermöglichen zumindest anspruchsvollere Trading-Plattformen die Auswahl aus einem dieser drei Kurse. Perfekt ist keine der drei Lösungen. Der Mittelwert aus Geld- und Briefkurs erfüllt aber seinen Zweck.
Umkehrformationen mit einer Kerze
Umkehrformationen treten trivialerweise am Ende eines Trends auf. Sie finden sich in Aufwärts- und Abwärtstrends. Umkehrformationen mit einer Kerze treten sehr häufig auf und besitzen eine dementsprechend geringe Aussagekraft. Ein brauchbarer Prognosewert ergibt sich ausschließlich in Verbindung mit anderen Bestätigungen. Die beiden wichtigsten Candlestick-Umkehrformationen mit nur einer echten Kerze sind der bullishe „Hammer“ und der bearishe „Hanging Man“.
Hammer: Die Ausgangssituation bildet eine weiße oder schwarze Kerze mit einem sehr kleinen Körper und einem langen unteren Schatten. Der untere Schatten sollte mindestens zweimal so lang sei wie der Kerzenkörper. Je länger der untere Schatten ist, desto aussagekräftiger ist die Formation: Die Ausgangskerze stellt ein Intraday-Reversal dar. Ein oberer Docht kann vorhanden, sollte aber sehr klein sein. Der Schlusskurs der Kerzenperiode sollte nicht weit von dem der Vorperiode entfernt sein.
Die Bestätigung des Intraday-Reversals erfolgt durch eine lange weiße Kerze, die bei idealtypischem Verlauf weder einen Docht noch einen Schatten besitzt. Die intuitive Interpretation: Die Intraday-Umkehr signalisiert eine Trendwende, auf die keine bearishe Gegenwehr, sondern steigende Kurse folgten.
Hanging Man: Der Hanging Man ist streng genommen weniger eine Umkehrformation als ein ernstes Warnsignal in einem Aufwärtstrend. Die Ausgangssituation ist ein kleiner (schwarzer oder weißer) Kerzenkörper mit einem sehr langen unteren Schatten (mindestens zweimal so lang die der Kerzenkörper, je länger, desto besser). Ein Docht kann auftreten, ist dann aber sehr klein.
Am Folgetag (bzw. in der Folgeperiode) eröffnet der Markt mit einem Abwärtsgap zum Vortag und bildet eine lange, schwarze Kerze aus, die allenfalls einen kleinen Schatten aufweist. Je größer das Eröffnungsgap und je länger die schwarze Kerze, desto aussagekräftiger ist der Hanging Man. Die intuitive Interpretation ist simpel: Den Bullen geht die Kraft aus und auch deutliche Kursabschläge führen nicht zu verstärkter Nachfrage durch Nachkäufe.
Sowohl Hammer als auch Hanging Man bestehen eigentlich aus zwei Kerzen, werden in der einschlägigen Literatur aber überwiegend als Einkerzenformationen behandelt. Das liegt daran, dass die jeweils zweite Kerze die Aussage der ersten Kerze lediglich bestätigt. Müsste die Gesamtaussagekraft der Formationen auf beide Kerzen verteilt werden, erhielte die jeweils erste Kerze den größeren Anteil.
Umkehrformationen mit mindestens zwei Kerzen
Bei Umkehrformationen aus mehreren Kerzen gilt ebenfalls, dass zuvor ein Trend existiert haben muss (ohne Trend kann es keine Trendumkehr geben!). Zu den wichtigsten und aussagekräftigsten Umkehrformationen zählen Morgen- und Abendstern sowie Engulfing-Formationen.
Der Morning Star (Morgenstern) ist eine bullishe Formation und tritt dementsprechend am Ende eines Abwärtstrends auf. Die erste Kerze ist lang und schwarz, die zweite Kerze besitzt einen kurzen Körper und kann schwarz oder weiß sein. Die dritte Kerze ist lang und weiß.
Zwischen der ersten und der zweiten Kerze klafft ein Gap. Ist dies auch zwischen der zweiten und der dritten Kerze der Fall, erhöht dies die Aussagekraft der Formation. Aussagekräftiger wird der Morning Star auch, wenn die zweite Kerze ein Doji ist (Dojis sind Kerzen ohne Körper). In der Literatur wird die Formation dann häufig als Morning Doji Star bezeichnet.
Der Evening Star (Abendstern) ist die spiegelbildliche Erscheinung zum Morning Star und tritt am Ende eines Aufwärtstrends auf. Die erste Kerze ist lang und weiß, die dritte Kerze lang und schwarz. Die zweite Kerze kann schwarz oder weiß sein. Zwischen der ersten und der zweiten Kerze trit ein Gap auf. Analog zum Morgenstern wird die Aussagekraft der Formation durch ein weiteres Gap zwischen der zweiten und dritten Kerze verstärkt. Tritt die zweite Kerze als Doji auf, gilt dies ebenfalls als Verstärker.
In der Literatur findet sich häufig der Hinweis, dass Morgenstern und Abendstern keiner weiteren Bestätigung bedürfen. Allzu unkritisch sollten Trader die Formation jedoch nicht interpretieren. Im Idealfall wird die Aussage der Formation durch Indikatoren (z. B. Overbought/Oversold) bestätigt. Auch das Zusammentreffen mit signifikanten charttechnischen Marken (z. B. Evening Star am Allzeithoch) erhöht die Wahrscheinlichkeit einer zutreffenden Prognose.
Engulfing-Formationen treten in einer bearishen und einer bullishen Variante auf. „Engulfing“ bedeutet übersetzt in etwa „verschlingend“. Beim Bullish Engulfing kann die erste Kerze schwarz oder weiß sein. Die zweite Kerze ist weiß und umschließt –„verschlingt“ die erste Kerze der Höhe nach vollständig. Die dritte Kerze ist weiß und schließt auf einem höheren Niveau. Sie wird als Bestätigungskerze interpretiert. Auch bei Bullish Engulfing Formationen gilt, dass die Bestätigung durch andere Indikatoren/Chartmarken hilfreich ist, auch wenn die Aussagekraft der Formation in der Literatur als hinreichend beschrieben wird.
Bearish Engulfiing Pattern Formationen verlaufen analog: Die erste Kerze ist weiß. Ihr folgt eine schwarze oder weiße Kerze, die die erste Kerze vollständig umschließt. Eine dritte, schwarze Kerze bestätigt die obere Trendumkehr.
Das Kurspotenzial aller Umkehrformationen ergibt sich aus dem vorhergegangenen Trend. Je weitreichender dieser war, desto weiter kann der Markt nach einer Trendumkehr auch in die andere Richtung laufen. Die Länge des gebrochenen Trends versteht sich somit als maximales Kursziel. Ob der vollständige Trend „rückgängig“ gemacht wird oder ob es sich lediglich um eine Korrektur handelt, ist zum Zeitpunkt der Trendumkehr unsicher. Sehr häufig handelt es sich lediglich um eine Korrektur.
Nach einem Trendbruch sind Fibonacci-Retracements eine nützliche Hilfe: Im Chart eingezeichnet verdeutlichen wie, welches Ausmaß eine Korrektur bereits erreicht hat. Wird ein Trend zu einem Drittel korrigiert, handelt es sich um einen sehr starken Trend.