Das Britische Pfund ist eine der traditionsreichsten Währungen der Welt und war bis zum Zweiten Weltkrieg und dem sich anschließenden Aufstieg des US-Dollar die Weltleitwährung. Großbritannien ist mit gut 62 Millionen Einwohnern und einem Bruttoinlandsprodukt von gut 1400 Mrd. GBP (Stand: 2009, nominal) eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Europäischen Union.
Der Finanzplatz London ist der wichtigste in Europa und zusammen mit New York der wichtigste der Welt. Der Finanzsektor nimmt in der britischen Wirtschaft traditionell eine große Rolle wahr. In London sind alle namhaften Großbanken, Finanzinvestoren, Versicherungsgesellschaften und Hedgefonds ansässig.
Der Finanzsektor macht 10 Prozent der britischen Wirtschaft aus
Der Finanzsektor profitiert von seiner internationalen Ausrichtung, einer günstigen Infrastruktur und liberalen regulatorischen Rahmenbedingungen. Der Anteil des Finanzsektors am BIP liegt mit 10 Prozent im internationalen Vergleich sehr hoch (in Deutschland sind es etwa 4 Prozent). Diese starke Fokussierung hat die britische Wirtschaft besonders anfällig für Finanzkrisen gemacht.
Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise stark getroffen. Das BIP brach im Jahr 2009 um 4,9 Prozent ein. Im Jahr 2010 wurde mit einer Zunahme des BIP um 1,3 Prozent eine sehr allmähliche Erholung eingeschlagen. 2011 wird die Wirtschaft um 1,7 Prozent zulegen (Stand Juni 2011, Schätzung).
Großbritannien leidet seit der Krise unter einer sehr hohen Neuverschuldung. Im Jahr 2010 belief sich der negative Finanzierungssaldo der öffentlichen Hand auf 11 Prozent der Wirtschaftsleistung. Für 2011 ist von einer Nettoneuverschuldung im Umfang von 8 Prozent des BIP auszugehen. Die Schuldenquote der britischen Wirtschaft wird trotz eines von der Regierung eingeleiteten, sehr harten Sparprogramms auf 87 Prozent des BIP im Jahr 2014 ansteigen, nachdem sie 2008 noch bei 43 Prozent gelegen hatte.
Nicht zuletzt Rettungsprogramme für den Finanzsektor mit staatlichen Mitteln haben zu der schwierigen Haushaltslage beigetragen. Seit 2007 wurden zahlreiche Bausparkassen und Hypothekenbanken verstaatlich. Die beiden Großbanken RBS und Lloyds Banking Group wurden teilverstaatlicht.
Verschuldung im In- und Ausland steigt massiv an
Auch die Auslandsverschuldung steigt. Beinahe traditionell importiert Großbritannien sehr viel mehr Waren als es umgekehrt exportiert. Die positive Dienstleistungsbilanz kann den Importüberhang nicht ausgleichen. Im Jahr 2009 betrug das Leistungsbilanzdefizit 2,5 Prozent des BIP. Der Anteil der britischen Wirtschaft am gesamten Welthandel ist seit vielen Jahren rückläufig. Betrug er 1994 noch 5,3 Prozent, waren es 2009 nur noch 3,1 Prozent.
Die Bank of England verfolgt seit der Krise eine ausgesprochen expansive Geldpolitik und lässt dabei auch ihre selbstgesteckten Inflationsziele außer Acht. Der Leitzins liegt seit März 2009 auf seinem Rekordtief bei 0,5 Prozent. Zur Stimulierung der Wirtschaft setzte die britische Zentralbank zusätzlich auf quantitative Lockerungsmaßnahmen. Sie kaufte britische Staatsanleihen im Volumen von ca. 200 Mrd. Pfund an. Das Inflationsziel der BoE bei 2,00 Prozent geriet dabei ins Hintertreffen. Obwohl die Teuerungsrate trotz der schwachen konjunkturellen Erholung in den Bereich von 5,00 Prozent anstieg, wurde das Zinsniveau nicht verändert.
Neben Inflation und Leitzins gehört auch die Entwicklung der Immobilienpreise im Königreich zu den wichtigsten Konjunkturindikatoren. In Großbritannien hat vergleichbar mit der Situation in den USA eine Blasenbildung am Immobilienmarkt stattgefunden, auf die ein Crash folgte. Die Stabilisierung des Immobilienmarktes ist deshalb Voraussetzung für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung.
Der wichtigste Indikator für den britischen Immobilienmarkt ist der Nationwide House Price Index. Er wird zum Anfang jedes Monats veröffentlicht und bezieht auf den jeweils vorletzten Monat. Für seine Ermittlung werden 6000 Immobilienmakler zu verschiedenen Parametern ihrer Vermittlungstätigkeit befragt.