Der Forex Markt eignet sich aufgrund seiner schier unendlichen Liquidität zum Scalptrading. Scalper halten Positionen nur für wenige Sekunden. Am häufigsten wird der „Cutting the Spread“ – Ansatz genutzt. Nicht alle Broker ermöglichen das.
Scalper „rasieren“ Kursdifferenzen im Orderbuch. Sie nutzen den Spread zwischen den im Orderbuch befindlichen Long- und Shortorders aus. Bietet ein Marktteilnehmer z. B. 10 Lots im EUR/USD zu 1,4445 (Limit) an und will ein anderer Marktteilnehmer zu 1,4446 kaufen, können Scalper für die beiden anderen Marktteilnehmer den Markt stellen.
Dazu wird im ersten Schritt eine Kauforder zu 1,44451 platziert. Da der Preis über dem Limit des Verkäufers liegt, kommt es durch das System zum Matching. Im zweiten Schritt wird die eröffnete Position umgehend zu 1,44459 zum Verkauf im Orderbuch platziert. Der Preis liegt unter dem Limit des Käufers, so dass es abermals zur Ausführung kommt und die Position sofort wieder verkauft wird.
Scalping nur bei ECN Brokern
Der Profit beläuft sich auf 0,8 Pips und ist somit sehr gering. Professionelle Scalper führen am Tag oft mehrere hundert Transaktionen aus. Dadurch summieren sich die Gewinne bei einem gleichzeitig überschaubaren Risiko. Da jeweils nur für einen extrem kurzen Zeitraum im Markt verblieben wird, ist die Gefahr von zwischenzeitlichen Preisänderungen gering.
Scalping ist nur bei Forex Brokern möglich, die echte Broker sind und ihre Kunden untereinander in einem Netzwerk handeln lassen und dabei die Platzierung von Orders direkt im Orderbuch ermöglichen. Zusätzlich muss es möglich sein, Orders mit fünf Nachkommastellen zu platzieren. Das ist nur bei ECN Brokern und nicht bei Market Makern möglich.
ECN Broker leiten die Orders ihrer Kunden direkt an den Markt (dabei handelt es sich um die vernetzten Kunden und ggf. zusätzliche Liquidity Provider) weiter. Sie stellen selbst keine Geld- und Briefkurse wie Market Maker, bei denen Scalping nicht möglich ist. Die Spreads bei ECN Brokern sind immer variabel.
Scalper übernehmen eine wichtige Funktion. Sie tragen dazu bei, dass die Spreads im Markt gering bleiben, weil sie wie Arbitrageure kleinste Kursdifferenzen ausnutzen und zusätzliches Angebot bzw. zusätzliche Nachfrage stellen.
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Software-Unterstützung unerlässlich
„Cutting the Spread“ lässt sich im Forex Markt manuell praktisch nicht umsetzen. Es ist eine Software erforderlich, die über eine Schnittstelle zum Orderbuch des Brokers verfügt und in Echtzeit Orders aufgeben kann.
Die Software muss automatisch berechnen, ob sich eine Transaktion lohnt und dabei die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs sowie die Kommissionen des Brokers berücksichtigen. Finanzierungskosten fallen beim Scalping nicht an, weil keine Position über den Handelstag hinaus gehalten wird.
Unter dem Begriff Scalping wird nicht nur die beschriebene Vorgehensweise verstanden. Sehr häufig wird der Begriff auch für verschiedene Formen sehr kurzfristigen Trades genutzt. Er versteht sich dabei als Steigerungsform von Daytrading.
Scalping in der vorgenannten Form darf nicht mit Methoden zur Marktmanipulation gemäß §20 a Wertpapierhandelsgesetz verwechselt werden, die rechtlich als Ordnungswidrigkeit oder sogar als Straftat eingestuft werden. Dabei kaufen Akteure mit Manipulationsmacht illiquide Aktien und verbreiten anschließend positive Nachrichten zu dem Wert. Der kurzfristige Handel am Forex Markt hat damit nichts gemein.