Social Trading liegt im Trend: Über soziale Netzwerke und an diese angelehnte Plattformen können Trader die Trades anderer Trader per Mausklick auf ihr eigenes Konto übertragen. Schneller Reichtum ohne Mühe und Lehrgeld: Wer diesem Traum zumindest näher kommen möchte, muss aus der Masse der verfügbaren Kopierangebote die richtigen herausfiltern.
Social Trading beschreibt aktives Trading im Netzwerk. Teilnehmer des Netzwerks sehen, was andere Teilnehmer handeln und können die Performance erfolgreicher Trader eins zu eins auf ihr eigenes Konto kopieren. Einig Forex Broker, wie z. B. eToro, haben eigene Social Trading-Plattformen konzipiert. Plattformen wie Ayondo vergüten zertifizierte Trader für die Veröffentlichung ihrer Signale in der Community. Und über Facebook und Twitter versuchen große und kleine Trader, durch den Multiplikatoreffekt sozialer Netzwerke schnell zu Ruhm zu gelangen.
Das Ergebnisprofil einer Strategie erkennen
Durch die inflationäre Zunahme von Forex-Handelssignale allein haben Trader noch nichts gewonnen. Zunächst müssen die qualitiativ hochwertigen Strategien herausgefiltert werden. Dabei ist zunächst von untergeordneter Rolle, ob eine Strategie diskretionär oder automatisch umgesetzt wird.
Das Profil einer Handelsstrategie gibt Hinweise auf ihre Qualität, die anhand quantitativer Kriterien eingeschätzt wird. Blutige Anfänger könnten versucht sein, über die Filterfunktion ihrer Social Trading Plattform nach der Strategie mit der höchsten absoluten Rendite zu suchen und dann ihr gesamtes verfügbares Kapital in diese Strategie zu investieren. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich nicht wesentlich von einem Glücksspiel.
Ein Strategie kann in den letzten sechs Monaten 5.000 Prozent Gewinn abgeworfen haben und dennoch sehr schlecht sein. Der absolute Gewinn sagt nichts darüber aus, wie er zustande gekommen ist. Hat ein „blindes Huhn“ im Sommer 2011 über die richtige Seite in den Schweizer Franken investiert, konnte sich der Einsatz bei entsprechen großem Hebel durchaus verhundertfachen (10.000 Prozent Gewinn). Wurde danach jeder weitere Trade mit Verlust ausgestoppt, sind auch nach einer langen Verlustserie noch 5.000 Prozent bezogen auf den Ausgangswert übrig.
Zahlen und Fakten, die für eine Strategie sprechen
Zu den wichtigsten Merkmalen einer erfolgreichen Strategie zählt, dass ihre Gewinne nicht ganz oder überwiegend aus einer so geringen Anzahl von Trades resultieren, dass Zufall unterstellt werden muss. Es muss nicht gleich der Extremfall mit nur einem Gewinn-Trade vorliegen. Auch wenn 80 Prozent des Bruttogewinns auf weniger als 10 Prozent der insgesamt durchgeführten Trades entfallen, ist Vorsicht angebracht.
Es sei klargestellt, dass eine geringe „Trefferquote“ an sich kein Makel ist. Einige erfolgreiche Systeme produzieren lange Reihen kleiner Verluste und generieren mit vereinzelten, großen Gewinnen einen attraktiven Gesamtprofit. Zum einen ist bei solchen Systemen eine besonders kritische Analyse notwendig, um das Zufallsrisiko zu minimieren. Dies geschieht in der Praxis u. a. durch eine besonders lange Backtesting-Historie. Zum anderen sind solche Strategien für das Gemüt der meisten Trader ganz und gar nicht geeignet.
Es spricht für eine Strategie, wenn sie über mehrere Marktphasen hinweg möglichst konstante Ergebnisse produziert. Erfahrene Trader wissen: Jeder übergeordnete Markttrend hat seine eigenen Gesetze. So kann es vorkommen, dass eine Long/Short- Ausbruchstrategie über eine ganze Hausse am Aktienmarkt reüssiert, nach der Trendwende aber versagt, ohne dass ein konzeptioneller Grund vorliegt.
Als verschiedene Marktphasen sind nicht nur Hausse, Baisse und Seitwärtsmarkt zu verstehen, sondern insbesondere auch zeitliche Abschnitte mit stark unterschiedlicher Volatilität. Darüber hinaus muss zwischen Auf- und Abwärtstrends mit starkem und schwachem Momentum unterschieden werden. Zwischen allen diesen Marktphasen und den Ergebnissen der Strategie sollte ein Zusammenhang (Korrelationskoeffizient) ermittelt werden.
Erfolg in einem Markt macht noch kein gutes System
Liefert eine Strategie nur in bestimmten Marktphasen (z. B. starke Trends) gute Ergebnisse und produziert es außerhalb dieser Phasen hohe Verluste, hängt seine Praxistauglichkeit von einem zusätzlichen Filter ab. Das System muss rechtzeitig auf Standby geschaltet werden, wenn die Großwetterlage am Markt dreht. Das klassische Beispiel sind Trendfolgestrategien, die in Aufwärtstrends eine überdurchschnittliche Performance abliefern, in Seitwärtstrends aber lange Verlustserien produzieren.
Erfolgreiche Handelsstrategien fußen auf einem Konzept, dass sich die Eigenschaften von Märkten zunutze macht. Deshalb ist es als ausgesprochen kritisch zu sehen, wenn Handelssysteme beworben werden, die sich in nur einem einzigen Markt bewährt haben (z. B. EUR/USD). Sofern es sich um eine qualitativ hochwertige Strategie handelt, sollte sie in vergleichbaren Märkten auf Dauer auch vergleichbare Ergebnisse produzieren.
Ist dies nicht der Fall, kann dies mehrere Ursachen haben. Zum einen kann der Erfolg Zufall gewesen sein. Zum anderen kann bei der Systementwicklung unsauber gearbeitet worden sein. Die Gefahr besteht z. B., wenn ein Entwickler einen Markt über lange Zeit „aus dem Bauch heraus“ erfolgreich handelt, ihn sehr gut kennenlernt und erst im Anschluss daran beginnt, ein automatisches System für diesen Markt zu entwickeln.
Das übernommene Risiko ist kein Zufall
Wenn die Kapitalkurve eines Handelssystems über einen längeren Zeitraum, mehrere Märkte (am besten: Mehrere Asset-Klassen) und mehrere Marktphasen hinweg eine erbauliche Performance erzielt hat, muss der Preis dieser Performance analysiert werden. Der Preis von Renditen ist das übernommene Risiko. Bei Handelssystemen wird diese zumeist über den Maximum Drawdown, also den maximalen Perioden(Tages-, Wochen-)Verlust bestimmt.
Muss eine Entscheidung zwischen zwei Handelssystemen mit identischer Rendite gefällt werden, ist demjenigen mit dem geringeren max. Drawdown der Vorzug zu geben. Das maximale Risiko durch das System selbst festgelegt. Einerseits sollte jede einzelne Position bei einem gewissen Verlustlevel geschlossen werden, andererseits sollte eine solche Verlustbegrenzung auch für bestimmte zeitliche Abschnitte (Tag, Woche, Monat) festgelegt werden.
Trade Ratio, Payoff Ratio und Profitfaktor
Der Markt für automatische Handelssysteme hat in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum erlebt. Mit der Zahl der Systeme und der mehr oder minder professionellen Strukturen ist auch das Volumen der Literatur gewachsen. Insbesondere wurden zahlreiche neue Kennzahlen zur Systembewertung publiziert. Im Kern geht es aber immer noch um Trade Ratio, Payoff Ratio und Profitfaktor.
Ratio ist in der Mathematik ein anderer Begriff für „Verhältnis“ und damit für „Quotient“. Die Trade Ratio ist der Quotient aus profitablen und defizitären Trades und wird für den gesamten Betrachtungszeitraum sowie einzelne Perioden betrachtet. Die Payoff Ratio ist das Verhältnis aus dem durchschnittlichen Gewinn profitabler zum durchschnittlichen Verlust defizitärer Trades. Das Produkt aus Trade Ratio und Payoff Ratio ist der Profitfaktor.
Wertvoll sind die Quotienten vor allem beim Vergleich verschiedener Handelssysteme. Von zwei Systemen mit identischer Trade Ratio ist jedes mit der besseren Payoff Ratio besser. „Besser“ gilt dabei im Bezug auf jeden Anleger. Daraus darf jedoch nicht der Schluss gezogen werden, dass von zwei Systemen jenes mit dem größeren Profitfaktor für jeden Anleger besser ist. Ein hoher Profitfaktor kann auch mit einer geringen „Trefferquote“ (Trade Ratio) erreicht werden, wenn mit wenigen sehr großen Gewinnen eine sehr gute Payoff Ratio erreicht wird. Solche Systeme eignen sich, wie bereits angesprochen, nicht für jeden.
Professionelle Systementwickler testen ihr System mit verschiedenen Parametereinstellungen. Daraus ergibt sich im besten Fall eine Parameter-Bandbreite, innerhalb derer messbarer Zusammenhang zu den genannten Quotienten hergestellt werden kann. Dann sind z. B. folgende Aussagen über das System möglich: „Eine Verbesserung der Payoff-Ratio um X Prozentpunkte führt zu einer Verschlechterung der Trade Ratio um Y Prozentpunkte“.